FRAUENZIMMER zum 08. März

 

Die Zontians des ZC Wismar Area treffen sich zu "normalen" Zeiten mit Familienangehörigen und Freundinnen zum Internationalen Frauentag im Café der Alten Löwenapotheke. Dort lesen Zontians Texte von Autorinnen, machen beim Anlesen von Gedichten, Büchern und Kolumnen Lust aufs Weiterlesen und das darüber Austauschen.

Dieses Format wollen wir nun Online weiter leben lassen. Viel Spaß beim Entdecken von spannenden Büchern.


Leseempfehlungen 2023


Im März 2023 fand endlich wieder ein Treffen des FRAUENZIMMERS des Zonta-Club Wismar im Café Alten Löwenapotheke statt. Hier ist die Bücherliste, die an diesem Abend vorgestellt wurde:

  • Juli Zeh: "Unter Leuten"
  • Susanne Abel: "Stay away from Gretchen – eine unmögliche Liebe"
  • Lena Gorelek: "Wer sind wir"
  • Nicole Hollatz:
    • "Kolumnen aus dem Homeoffice mit drei Kindern, zwei Katzen und einem Hund"
    • "Wismarer Gesichter" (erschienen bei Weiland/Hugendubel)
  • Teresa Bücker: "Alle_Zeit"

Einen Einblick in unsere Veranstaltung vom 8. März 2023 findet ihr hier

 


Leseempfehlungen 2022


Leseempfehlung unserer Zontian Béatrice Busjan

 

Bénédicte Savoy: Afrikas Kampf um seine Kunst. Geschichte einer postkolonialen Niederlage. C.H. Beck Verlag 2021. 24 €

 

Museen, vor allem in Europa und Amerika, sind derzeit tief geprägt von der Kolonialismus-Debatte. Eine der wichtigsten Stimmen ist in dieser Auseinandersetzung die der deutsch-französischen Kunsthistorikerin Prof. Bénedicte Savoy, die seit 2003 an der Technischen Universität Berlin Kunstgeschichte der Moderne lehrt.

 

2021 hat Savoy das Buch „Afrikas Kampf um seine Kunst“ vorgelegt. Wer sich für die aktuelle Debatte interessiert, sollte diese kluge und pointierte Schilderung unbedingt lesen. Staunend reibt man sich die Augen, welche Fragen bereits in den 1960er Jahren auf dem Tisch lagen, mit welchen Mitteln europäische Regierungen und Museen diese von der Agenda nahmen und sie sogar vergessen machten.

 


Leseemfehlung unserer Zontian Heidi Wollensak

 

Frauen Macht!

Ratgeber von Marion Knaths

 

Warum Frauen in Führungspositionen so selten anzutreffen sind? Weil Frauen eine andere Art der Kommunikation haben, sagt Marion Knaths. Und die passt nicht in eine von Männern dominierte Arbeitswelt.

 

Marion Knaths hat sich in Unternehmensstrukturen zur Führungskraft hochgearbeitet und weiß genau, wovon sie spricht. Auf sehr lustige und unterhaltsame Weise hält sie uns Frauen einen Spiegel vor und erklärt, warum so viele von uns in der Arbeitswelt beim Versuch „nach oben zu kommen“ scheitern. Auf sehr eindrücklich Art erläutert sie die Merkmale der „weiblichen“ und der „männlichen“ Kommunikation, zeigt die Unterschiede und deren Wirkung auf.

Ein Buch zum Schmunzeln, das Mut macht, es einmal anders zu probieren.


Leseempfehlung von unserer Zontian Birgit Adolphi

 

Der Honigbus von Meredith May

 

 

 

Den Honigbus hatte ich einem Freund geschenkt, der Bienen hält.

 

 

Später habe ich mir das Buch ausgeborgt und bin eingetaucht in die verschiedenen Welten des Buches, in die Welt der kleinen Meredith und in die Welt der Bienenstöcke ihres Großvaters.

 

Meredith und ihr jüngerer Bruder sind, nach der Trennung der Eltern, sich selbst überlassen worden. Die Rettung war der Großvater mit seinem Honigbus.

 

Durch den Großvater lernt Meredith die von außen stille, aber ganz eigene, aufregende Welt der Bienen kennen. Und durch diese Begegnungen mit dem Bienenkosmos lernt Meredith, anderen zu vertrauen, selbst mutig zu sein und ihre ganz eigenen Stärken zu erkennen.

 

 

Heute ist Meredith May eine preisgekrönte Autorin und Journalistin. Sie hält den letzten Bienenstock ihres verstorbenen Großvaters. Für sie sind die Bienen der Kompass, ohne den sie nicht die Frau geworden wäre, die sie heute ist.

 

 


Leseempfehlung von unserer Zontian  Sabine Bäcker

 

Überleben

Roman von Tsitsi Dangarembga

 

Tsitsi Dangarembga erhielt 2021 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Durch diese Auszeichnung bin ich auf sie aufmerksam geworden. Tsitsi Dangarembga ist Autorin, Filmemacherin und Dramatikerin in Simbabwe. Sie engagiert sich seit vielen Jahren für feministische Interessen und für die Förderung filmschaffender Frauen auf dem afrikanischen Kontinent. Ich war sehr neugierig auf das Buch, da ich bisher nur wenige Bücher von afrikanischen Schriftsteller*innen gelesen habe.

So begegnete ich also Tambudzai. Tambudzai lebt allein als Frau in Harare. Sie hat eine gute Ausbildung absolviert und einen Job gehabt, in den sie viel Hoffnung gesetzt hat. Den Job verlor sie und ist nun ohne Arbeit. Tambudzai lebt zwischen Optimismus und Resignation, zwischen Aufbruch und Erschöpfung, zwischen Traumwelt und Krankheit. Immer wieder motiviert sie sich selbst, ihre Situation zu verändern. Sie stößt dabei auf Grenzen, die im Zusammenhang mit ihrem Frausein und der gesellschaftlichen Schicht ihrer Herkunft stehen. Im Roman wird deutlich, wie sehr die postkoloniale Zeit die Gesellschaft und das Denken der Menschen prägt. Dem begegnet auch immer wieder Tambudzai. Sie ist zerrissen zwischen ihrem ersehnten unabhängigen Leben in Harare und ihrer Familie in ihrem Heimatdorf. Tambudzai ist eine gute Beobachterin ihrer Umwelt und ihrer Mitmenschen. Fast ununterbrochen macht sie Gedankenspiele bezüglich ihrer eigenen Rettung. Diese scheint für Tambudzai gekommen, als sie  eine vielversprechende  Arbeit in der Tourismusbranche bekommt…

 

Mehr möchte ich zum Inhalt des Buches gar nicht sagen. Ich kann nur ermuntern, sich auf ein Stück Lebensreise mit Tambudzai zu begeben und damit einen Miniblick nach Simbabwe zu bekommen.

 


Leseempfehlung von unserer Zontian Claudia Parton

  

Sex & Lügen

Leila Slimani

 

Gespräch mit Frauen aus der islamischen Welt.

 

Es ist spannend zu erfahren, wie Frauen aus Marokko über Liebe, Gefühle und Sexualität denken und reden.

 

In dem Buch von Leila Slimani werden sehr persönliche Geschichten von Frauen erzählt, die aus ganz unterschiedlichen sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schichten kommen. Besonders die Zerrissenheit der Frauen zwischen Tradition, Religion und dem Wunsch nach selbstbestimmten Leben hat mich sehr berührt. Immer wieder wird von dem Begriff der Schande und die daraus resultierende Bestrafung, die eine Frau über die Familie bringen kann, gesprochen. Der Begriff der Schande, also der Verlust von Ansehen und Ehre und damit einhergehende Verachtung, Geringschätzung und Bloßstellung der Frauen, hat eine sehr große Bedeutung und Stellenwert in der marokkanischen Gesellschaft. Viele Frauen sind aus diesem Grund auch oft gezwungen, ein Doppelleben zu führen, um der Schande und möglichen anderen Sanktionen zu entgehen.

 

Die Autorin Leila Slimani wurde 1981 in Marokko geboren und ging mit 18 Jahren zum Studium nach Paris, wo sie auch lebt.  Sie arbeitet als Journalistin und Schriftstellerin. 2016 erhielt sie für ihren Roman Das Wiegenlied den renommierten französischen Literaturpreis Prix Concourt.

 

(Diese Buch und weitere von der Autorin L.Slimani sind auch erhältlich in der OnLeihe der  Stadtbibliothek  Wismar.)

 


 

Leseempfehlung von unserer Zontian Antje Exner

 

Dankbarkeiten

Roman von Delphine de Vigan

 

Michka merkt, wir ihr das eigenständige Leben entgleitet. Sie kann nicht mehr alleine leben und zieht in ein Heim, in das sie sich nur mühsam einleben kann. Bis ins hohe Alter war sie eine unabhängige und offene Frau gewesen. Nun geht langsam alles verloren. Um genau zu sein: es sind die Wörter, die ihr langsam abhandenkommen. Nur ihr Logopäde Jerome und die junge Marie, um die sie sich früher gekümmert hatte, können noch enträtseln, was sie meint.

In ihren geistig hellen Momenten ist sie aber vor allem davon gequält, ihre Dankbarkeit nicht mehr ausdrücken zu können. Diese empfindet sie vor allem gegenüber einem Ehepaar, von dem sie nur noch die Vornamen weiß. Einst wurde sie von ihm vor den Nazis gerettet. Bisher war ihre Suche nach den beiden vergeblich gewesen. Sie unternimmt noch einen Versuch sie zu finden.

Es ist beeindruckend mit zu erleben, wie Delphine de Vigan es vermag, die Aphasie der alten Dame anschaulich zu machen. Und auch wenn der alten Michka die Sprache verlorengeht, findet sie in sich Dankbarkeit und in den jungen Leuten Mitgefühl und echte Zuneigung. Das ist nicht nur für sie tröstlich, sondern für alle, die dieses dünne Büchlein lesen.

 


Leseempfehlung unserer Zontian Béatrice Busjan

 

Bénédicte Savoy: Museen. Eine Kindheitserinnerung und ihre Folgen. Greven Verlag Köln 2019. 10€

 

Kolonialismus-Debatten werden bisweilen auch mit harten Bandagen geführt. Unmissverständlich vertritt Savoy darin seit Jahren ihre Position. Als sie im Juli 2017 aus dem Expertenbeirat des Humboldt-Forums austritt, wird klar: Hier agiert eine, der eine fundierte Auseinandersetzung wichtiger ist als eine angesehene Position. Worauf Savoys Klarheit und Stärke gespeist wird, erfährt man in einem 70 Seiten starken Bändchen, das sich zwar in wenigen Stunden lesen lässt, aber lange nachklingt.


Leseempfehlungen von unserer Zontian Sabine Bäcker

 

Die letzten Zeugen

Swetlana Alexijewitsch

 

Das Buch „Die letzten Zeugen - Kinder im zweiten Weltkrieg“ ist für mich der Anstoß, die Autorin und weitere Bücher von ihr vorzustellen.

 

Swetlana Alexijewitsch, 1948 in der Ukraine geboren und in Weißrussland aufgewachsen, ist für mich eine besondere Schriftstellerin. Neben Kurzgeschichten und Essays hat sie eine Form von literarischen Collagen erschaffen. In diesen eröffnet sie Erinnerungsräume für individuelle Menschengeschichten, die von der Weltgeschichte beeinflusst sind. So wird Swetlana Alexijewitsch zur empathischen Zuhörerin und zur Chronistin für sonst nicht oder nur wenig wahrgenommene Menschen. Sie ermöglicht diesen Menschen, bisher Ungesagtes zu sagen, dokumentiert dies und würdigt damit jede einzelne Menschengeschichte.

 

Im Buch „Die letzten Zeugen“ erinnern und erzählen Frauen und Männer viele Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg, wie sie den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Weißrussland als Kinder erlebt haben. Für mich ist dieses Buch ein eindringliches Antikriegsbuch - gerade auch im Blick auf die heutigen Kriege in der Welt, die von Kindern erlebt und durchlitten werden.

 

In ihrem Buch „Zinkjungen“ hat Swetlana Alexijewitsch Zeug*innen-Berichte aus dem sowjetischen Afghanistankrieg (1979-1989) gesammelt.
Im Buch „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ bekommen Soldatinnen der Roten Armee, die im Zweiten Weltkrieg kämpften - insgesamt waren es rund eine Million -, Raum für Erinnerung und Würdigung.

 

Und, in „Secondhand-Zeit – Leben auf den Trümmern des Sozialismus“ erhalten Menschen eine Stimme, die nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums gesellschaftliche Wirren und ökonomische Umbrüche erlebten und sich letztendlich auf die Suche nach einer neuen Identität begeben mussten.

 

Swetlana Alexijewitsch ermöglicht den Lesenden mit ihrer Art der Literatur, auch viele Jahre nach den Geschehnissen bewegende Einblicke und eine erweiterte Sicht auf das Leben von Menschen in der ehemaligen Sowjetunion zu gewinnen.

 

Ich möchte nicht versäumen zu sagen, dass Swetlana Alexijewitsch im Jahr 2013 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 2015 den Nobelpreis für Literatur und 2021 das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. Ihre Bücher sind in mehr als 30 Sprachen übersetzt.

 


Leseempfehlung von unserer Zontian Birgit Adolphi

 

MIROLOI

von Karen Köhler

 

Miroloi hat mir eine Freundin geschenkt,

ohne Kommentar.

Und am liebsten möchte ich das Buch genauso weitergeben, ohne viel Gerede.

Miroloi ist ein Frauenbuch, aber ich kenne auch Männer, die es gelesen haben.

 

Ich selbst habe es als eine Legende gelesen, irgendwo - weder zeitlich noch örtlich konkret angesiedelt. Und doch ist Miroloi hoch aktuell. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, einer Außenseiterin, die in Frage stellt was ist.

Und, es ist nicht nur ein gehaltvolles Buch, in das frau da hinein gesogen wird. Es ist auch wunderbar gemacht, ein Stück Welle, ein Stück Meer.  


Leseempfehlungen 2021


 

Lese-Empfehlung von unserer Zontian  Sabine Bäcker

 

Unerhörte Stimmen

Roman von Elif Shafak

 

Elif Shafak gehört zu meinen Lieblingsschriftstellerinnen und ihr Buch „Unerhörte Stimmen“ gehört zu meinen Lieblingsbüchern 2020.
Elif Shafak ist preisgekrönte türkische Autorin und wirft in ihren Büchern immer wieder den Blick auf ihr Heimatland. Sie erzählt berührende Geschichten von Frauen. So auch in ihrem neuen Buch.


Wir begleiten Leila und das auf sehr ungewöhnliche Weise. Leila hält Lebensrückblick in den Momenten ihres Sterbens. Sie wurde ermordet, liegt in einem Müllcontainer und nimmt uns mit auf die Reise in ihr turbulentes, oft brüchiges Leben. Leila ist in Ostanatolien geboren und ihr Leben wird durch familiäre Ränkespiele gleich nach der Geburt verrückt. Diese Verrückung ist Ausgangspunkt für den Ausbruch aus dem traditionellen Familienverband. Leila geht als junge Frau nach Istanbul und kann dort nur überleben, weil sie als Prostituierte arbeitet. Sie erinnert sich im Sterben an die Düfte der Speisen ihrer Kindheit, an den Geschmack des mit Kardamom gewürzten Kaffees und an den Gestank in der Straße der Bordelle. Sie erinnert sich an ihre Freundinnen und Freunde, die ihr Halt gaben und denen sie Vertraute war. All ihre Rückblicke durchziehen die Suche nach Geborgenheit, das Aufleuchten flüchtigen Glücks und die Berührung durch eine große Liebe.

 

Für mich ist „Unerhörte Stimmen“ ein sehr poetisches Buch. Es ist ein Plädoyer für Freundschaft und widerständige Würde. 

Ich wünsche viel Lesegenuss. Und dieses Buch bietet noch einen ganz anderen Genuss. Beim ersten Umblättern der Seiten, die sich in fliederfarbenem Schnitt präsentieren, lösen die Lesenden selbst Seite für Seite. Es ist fast so, als ob wir der Geschichte von Leila mit dieser bedächtigen Geste Würdigung erweisen.


 

Leseempfehlung von unserer Zontian Nicole Hollatz

 

Frauen bewegen die Welt

von Iris Berben und Nicole Maibaum

 

 

Iris Berben und Nicole Maibaum haben zusammen ein starkes Buch geschrieben über eben diese starken Frauen, die jede für sich und alle gemeinsam etwas auf unserer Welt bewegen. Ich habe das Buch nicht von vorne bis hinten gelesen, sondern kapitel- beziehungsweise in diesem Fall "frauenweise". Denn, das gebe ich zu, die Lektüre ist nicht leicht im Sinne der Themen. Keine leichte Unterhaltung mit Herzschmerz und Happy End.

 

Es geht um 24 Frauen, die ich persönlich als Heldinnen bezeichnen würde, auch wenn der Begriff abgedroschen klingt und den Frauen nicht gerecht wird. Frauen wie Monira Rahman, die in Bangladesch die Opfer von Säureattentaten betreut. Oder Rakieta Poyga, die für die Abschaffung von Genitalverstümmelung kämpft. Oder Rosa Logar, die das Thema Gewalt in der Familie in Österreich in die Öffentlichkeit gebracht hat und Monika Hauser, die sich für traumatisierte Frauen in Kriegsgebieten einsetzt. Jeder Lebensgeschichte ist ein Zitat voran gestellt. "Manchmal sehe ich Licht am Ende des Tunnels" ist das bei der Geschichte von Morina. Wie gesagt, kein leichtes Buch.

 

 

Und doch eins, was Mut macht. So wie Kristina Bullert, die als Lehrerin in einer Ostdeutschen Kleinstadt mit ihren Schützlingen über den Nationalsozialismus spricht. Da gibt es Momente beim Lesen, wo ich persönlich einfach diese Frauen umarmen möchte. Ihnen danken möchte für diesen Mut! Das wäre dann eine Reise um die Welt und gleichzeitig zu den Problemen dieser Welt zwischen Genitalverstümmelung, Kriegstraumata, Menschenhandel, Ungleichheit, Armut und mehr.

 


 

Leseempfehlung von unserer Zontian Antje Exner

 

Das achte Leben (Für Brilka)

Roman von Nino Haratischwili

 

Das Buch ist ein echter „Backstein“ von 1280 Seiten. Das sollte Euch nicht abschrecken, sondern Vorfreude bewirken: ihr habt auch eine Weile was davon!

 

Das achte Leben nimmt Euch mit auf einen langen Weg. Über sechs Generationen hinweg wird die Geschichte der georgischen Familie Jaschi erzählt. Den Auftakt bildet die Geburt Sasias, Tochter eines georgischen Schokoladenfabrikanten. Die unterschiedlichen Schicksale der Familienmitglieder werden auf dem Hintergrund der georgischen Geschichte durch Revolutionen, Kriege und stalinistische Säuberungen erzählt. Es wird trotz der epischen Länge nie langweilig. Außerdem wird die Geschichte hauptsächlich aus Sicht der Frauen der Familie erzählt. Und es gibt am Ende wieder ein Fünkchen Hoffnung, dass sich die sich über Generationen weiter vererbten Traumata von Gewalt und Erniedrigung doch eines Tages überwinden lassen.  


 

Leseempfehlung von unserer Zontian  Béatrice Busjan

 

Wer spannende Kurzgeschichten mag und Lust hat, im Sessel nach Nordamerika zu reisen, der kann zu folgendem Buch greifen:

Nighthawks. Stories nach Gemälden von Edward Hopper,
herausgegeben von Lawrence Block

 

Man findet darin mal spannende, mal anrührende, aber immer überraschende short stories 17 amerikanischer AutorInnen, die sich von den oft mysteriösen Gemälden Edward Hoppers inspirieren ließen. Jede Geschichte setzt dort ein, wo das Gemälde als Momentaufnahme zwangsläufig aufhört. Was in der Mimik oder Körpersprache der von Hopper dargestellten Personen angelegt ist und in den gemalten Szenen wie eingefroren, das wecken die AutorInnen zum Leben und erzählen von Liebe und Eifersucht, Trauer und Verrat, Solidarität und Rettung. Dabei spielen kunsthistorische oder historische Überlegungen zu Hopper und seinem Werk überhaupt keine Rolle.

 

Ich habe erst durch diese Kurzgeschichtensammlung entdeckt, wie oft Hopper weibliche Protagonistinnen abgebildet hat, und mochte die Freiheit der AutorInnen, von einem Gemälde Hoppers ausgehend ihre ganz eigenen Welten und Begebenheiten zu erfinden. 

 


 

Leseempfehlung von unserer Zontian Susanne Baars

 

Unsichtbare Frauen - Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert

von Caroline Criado-Perez

 

Caroline Criado-Perez hat das wunderbare Buch: „Unsichtbare Frauen - Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert“ geschrieben, das wahnsinnig informativ und spannend ist.

Sie hat eine Vielzahl an Beispielen aus Politik, Technologie, Arbeitswelt, Stadtplanung, Medizin und Forschung zusammengetragen, die zeigen, wie männliche Daten die Grundlage für viele Entscheidungen sind.

 

Das Buch ist ein Aufruf zum korrekten Datenerfassen, für Perspektivwechsel und macht es durch die Fülle an Beispielen und Querverweisen greif- und nachvollziehbar, warum es sich lohnt, Dinge kritisch zu hinterfragen, um Gleichberechtigung voran zu treiben.


 

Leseempfehlung von unserer Zontian Antje Exner

 

Die Unschärfe der Welt

Roman von Iris Wolff

 

Auf sehr konzentrierte Weise wird auch hier eine Familiengeschichte erzählt. Schauplatz ist Siebenbürgen und das Banat in Rumänien. In sieben Kapiteln blicken verschiedene Menschen auf die sie verbindende Geschichte. Jede Generation kommt zu Wort. Jede blickt zurück und auch in die Zukunft. Gemeinsamer (Erinnerungs-) Raum sind Siebenbürgen und das Banat, Landstriche, in denen mehr Schafe als Menschen leben.

Es ist ein unaufgeregtes und stilles Buch. Verwerfungen, Gefahr und Gewalt gibt es auch hier. Sie werden ernst erzählt, aber nicht als Sensationen beschrieben. Sie gehören dazu, wie sie eben dazu gehören in einem Land, in dem es die Sicuritate gibt.

 

Auf eine einfühlsame Art kommt man dem Landstrich näher, erinnert sich an eigene Reisen, erkennt die ernste Aufrichtigkeit wieder, in der die Menschen dort lebten. Aber auch wer noch nie dort war, wird sich beeindrucken lassen.


 

Leseempfehlung von unserer Zontian Sabine Bäcker

 

„Das Haus der Frauen“ 

von Laetitia Colombani

 

Ich war sehr gespannt auf das zweite Buch von Laetitia Colombani. In ihrem ersten Roman „Der Zopf“ erzählt sie die bewegenden Geschichten von drei Frauen aus drei Ländern - Indien, Italien und Kanada, die sich wie ein Zopf miteinander verflechten. Nun, in ihrem zweiten Buch „Das Haus der Frauen“ werden auf zwei Zeitebenen die Geschichten vieler Frauen miteinander verwoben. Zwei Hauptakteurinnen gibt es, Blanche Peyron und Solené. Das Haus der Frauen steht in Paris und ist eigentlich ein Palast mit über 700 Zimmern. Er entstand vor 100 Jahren als Zufluchtsort für obdachlose, geschundene und missbrauchte Frauen und Mütter mit ihren Kindern. Das ist wirklich eine sehr beeindruckende Geschichte einer fast vergessenen Heldin: der Französin Blanche Peyron. Sie lebte von 1867-1933 und war Heilsarmee-Offizierin. Blanche Peyron ließ sich von der Not der Frauen anrühren und hat in einem unermüdlichen Kampf ihre Vision von einem Zufluchtsort, dem Frauenhaus „Palais de la Femme“, verwirklicht. Eine echt bewegende Geschichte ist das und für mich ist es die erste Begegnung mit Blanche Peyron.

 

Solené lebt im heutigen Paris. Sie ist Rechtsanwältin und kann nach dem Suizid eines Mandanten nicht mehr arbeiten. Sie wird depressiv und zieht sich aus der Welt zurück. Ganz langsam kommt sie aus ihrem „Schneckenhaus“ wieder ins Leben und wird im Haus der Frauen ehrenamtliche Briefeschreiberin. Es ist sehr spannend, wie sich Solené dieser ungewöhnlichen Aufgabe stellt, welche Irritationen sie in dieser Rolle aushalten muss in der großen Gemeinschaft von 700 Frauen und wie sich ihre Sensibilität für die Frauen entfaltet. Und, es entfaltet sich auch ihre Neugierde für Blanche Peyron. So verknüpfen sich die Geschichten dieser beiden mutigen, solidarischen Frauen.

 

Ich wünsche viel Vergnügen mit dem „Haus der Frauen“ und lasst immer mal wieder euren  Blick über das Cover schweifen. Es ist wie beim ersten Roman von Laetitia Colombani mit den zart rankenden Blüten im goldenen Rahmen ein echter Hingucker, dieses Mal in Pink.


 

Leseempfehlung von unser Zontian Béatrice Busjan

 

Erlebnisse fiktiver Frauen aus wohlhabendem Hause um 1900 sind auf dem Buchmarkt derzeit hoch im Kurs. Dabei sind doch die Biographien realer Frauen dieser Zeit oft vielschichtiger und facettenreicher als die ihrer fiktiven Kolleginnen. Der Beweis:

Anna Siemens und Hertha Siemens.
Text von Béatrice Busjan, Recherche Yvonne Groß.
erschienen im Thomas Helms Verlag Schwerin 2020. ISBN 978-3-944033-60-0
 

Anna Siemens (1858-1939) und Hertha Siemens (1870-1939) waren zwei Töchter des Unternehmers Werner von Siemens. Ihre Biographien werden hier erstmals erzählt.
Die Schwestern erweisen sich im Laufe ihres Lebens als lebenskluge, humorvolle und engagierte Frauen, die ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit auch dazu nutzen, eigene und unkonventionelle Wege zu gehen. Sie engagieren sich für die Bildungschancen von Frauen und Mädchen, verwirklichen Siedlungsprojekte als probates Mittel gegen Wohnungsarmut und Bodenspekulation, bewegen sich ganz selbstverständlich in der Welt von Nobelpreisträgern und Künstlern. Natürlich sind auch sie nicht gefeit gegen persönliche Verluste und Tiefschläge. 

 

Demnächst in der Stadtbibliothek Wismar zur Ausleihe.


 

Leseempfehlung von unserer Zontian Susanne Baars

Wenn nicht ich, wer dann? Große Reden großer Frauen

von Anna Russell

 

Anna Russell hat für ihr Buch „Wenn nicht ich, wer dann?“ brillante und eindrucksvolle Reden von starken Frauen gesammelt und ausgewählt. 50 Frauen aus  Politik, Wissenschaft, Schauspiel und Literatur mit Ausschnitten ihrer wichtigsten Rede werden im Buch porträtiert.

 

Die spannende Sammlung ist Zeitzeugnis und Mutmacher zugleich. Viele Reden haben an Aktualität bis heute nichts verloren. Doch zeigen die Reden auch gleichzeitig das Erreichte und machen Mut und geben Zuversicht für das noch Kommende.